Brutalismus – Filmstills from horror movies

Im Spannungsfeld von Utopie und grauen Beton-Monstern waren brutalistische Bauten bereits in den 70er Jahren die perfekte Kulisse für die frühen Horrorfilme von David Cronenberg.

Dieses Spannungsfeld zeichnet die visuelle Recherche „Brutalismus – Filmstills from horror movies“ nach. Brutalistische Bauten zeigen deutlich den Wandel in deren gesellschaftlichen Wahrnehmung und deren Zerfall. Mit dem Zerfall der Reputation zerfallen auch die Gebäude: Geplant wurden sie in den goldenen Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs als utopische Orte, die Leben, Freizeit und Arbeit an einem Ort zusammenbringen sollten. Aus heutiger Sicht wirken sie hingegen wie die Vorboten eines neoliberalen Kapitalismus, der die Verschmelzung von öffentlicher und privater Person bis zum Erbrechen fetischisiert. Übrig geblieben sind zumeist dunkle Beton-Ungetüme, deren utopischer Gehalt sich nur noch erahnen lässt. Es sind Orte, die heute als eine Art Zeitschneise in unsere Gegenwart reichen.

Für die Ausstellung „Seen By #9 – Oh so solid, all that air“ hat Dan Dansen den ersten Teil der fortlaufenden Serie fertig gestellt. Das Universum-Center in Ulm wurde als Utopie geplant: In den unteren beiden Stockwerken Ladenpassagen, großzügig gebaut mit Aufenthaltsraum für Passant*innen, 21 Stockwerke Neubau mit einem Panorama-Restaurant im obersten Stockwerk. Modernes Wohnen. Bereits einige Jahre später ist von der Utopie nicht mehr viel geblieben: Das Restaurant sorgte dafür, dass die Türen immer offen standen, in Kombination zu der Nähe zum Bahnhof wurde das Haus als Umschlagplatz für alle möglichen Geschäfte genutzt. Ein neu gebauter Radweg machte die untere Passage durch eine Aufschüttung zu einem Untergeschoß, weil dafür Erde aufgeschüttet werden musste . In der Folge machten viele Geschäfte pleite, Passant*innen mieden den Durchgangsweg vor allem nachts weiträumig. Die Bowlingbahn brannte aus, wurde für 2 Millionen Mark renoviert und nie wieder in Betrieb genommen. Dem Universum-Center eilt ein Ruf aus den Schlagzeilen voraus: Drogenkriminalität, Brände, Prostitution – ein Konglomerat das bis heute zu Leerstand in den Passagen führt. Der einst utopische Ansatz ist damit einer Parallelwirtschaft im Kapitalismus gewichen, auch wenn viele Bewohner*innen immer wieder um ein anderes Bild des Hauses bemüht sind.

TERMINE

Januar 2018

Berlin
07.01.2018
Finissage SEEN BY #9
Gruppenausstellung mit zwei fotografischen Serien von Dan Dansen: "Matalascañas - Finanzkrise revisited" und "Brutalismus - Filmstills from Horror Movies"
18:00 Uhr Finissage
Im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, Berlin
Ausstellung vom 27.10.2017 bis 07.01.2018


Oktober 2017

Berlin
27.10.2017
Ausstellungseröffnung SEEN BY #9
Gruppenausstellung mit zwei fotografischen Serien von Dan Dansen: "Matalascañas - Finanzkrise revisited" und "Brutalismus - Filmstills from Horror Movies"
19:00 Uhr Vernissage
Im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, Berlin
Ausstellung vom 27.10.2017 bis 07.01.2018